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Whalerider Ihimaera Buchfoto

Rezension zu Witi Ihimaera: Whalerider. Die magische Geschichte vom Mädchen, das den Wal ritt

Posted on 26. April 202328. Januar 2024 By Denise

Was passt schon auf 158 Seiten? Eine Menge, wie Witi Ihimaera beweist. Er erzählt in Whalerider nicht nur die Geschichte der jungen Kahu, die aus eigener Kraft die Zwänge der männerdominierten Stammeskultur der Maori überwinden muss, um ihrer Bestimmung zu folgen. Er erzählt auch von Kolonialismus und Rassismus, kulturellem Überlebenskampf und dem Leben zwischen zwei Welten. Und nicht zuletzt von der Verbundenheit von Menschen und Natur.

Dem Stammeshäuptling Koro Apirana wird eine Enkelin geboren – Kahu. Eine herbe Enttäuschung, wartet er doch auf einen männlichen Erben, dem er der Tradition getreu die Führung des Stammes überantworten kann. In seinem Starrsinn übersieht er nicht nur die bedingungslose Liebe, die ihm das Kind entgegenbringt, sondern auch die Zeichen seiner Berufung. Bis Kahu aus eigener Kraft ihr Erbe antritt.

Aus eigener Kraft? Nicht ganz. Da ist noch Nanny Flowers, die überlebensgroße Großmutter, die mit einem beherzten Sprung ins Wasser beinahe das Meer ausleert. Sie konnte die engen Grenzen der patriarchalischen Stammeskultur zwar nicht selbst überwinden, setzt aber als Mentorin Himmel und Hölle in Bewegung, um es ihrer geliebten Enkelin zu ermöglichen. Sie spannt dafür ihren jüngeren Sohn Rawiri ein, der auch als Erzähler der Geschichte fungiert. Sein liebevoller Blick auf seine Nichte formt die Wahrnehmung Kahus, die als kleine Lichtgestalt erscheint, als Verheißung. Es wird dem Leser zur Herzensangelegenheit, dass das Mädchen von ihrem Großvater anerkannt wird.

Die nicht immer friedfertige Dynamik innerhalb der Familie schildert Ihimaera mit mal hintergründigem, mal trockenem Humor. Mit wenigen „Pinselstrichen“ schafft es der Autor, seinen Figuren Räumlichkeit und Persönlichkeit zu geben – sogar Koro Apirana war mir zugänglich, weil seine Handlung klar motiviert ist.

Ein authentisches Bild der Maori

Witi Ihimaera gilt als bedeutendster lebender Autor aus dem Volk der Maori. Aus seiner Vertrautheit mit den Gebräuchen, Mythen und Lebensrealitäten der Maori resultieren leichtfüßige Szenen und Schilderungen, die nicht vieler Worte bedürfen, um ein authentisches, greifbares Bild von der indigenen Bevölkerung Neuseelands zu zeichnen. Dieser Eindruck wird von Einsprengseln in der Sprache der Maori gestützt. Die Erzählung liest sich leicht und spricht das Gefühl an, ohne aber in Kitsch abzugleiten.

Der Autor romantisiert die Gesellschaft der Maori nicht, spricht auch wunde Punkte an: So begegnet Rawiri auf seiner Selbstfindungsreise in Australien auf „Exil-Maori“, junge Männer und Frauen, die ihre vom strengen Moralkodex des Stammes abweichenden Neigungen und Lebensstile hinter Abwesenheit verbergen – unter der sie zugleich leiden. Ihimaera, der sich 1984 outete, hat hier möglicherweise selbst schmerzhafte Erfahrungen gemacht.

Der Mensch – Schöpfer oder Parasit?

Viele Autor*innen zeichnen Legenden oder Mythen in Sepiatönen. Die Bilder, die Ihimaera aufruft, sind dagegen immer leuchtend, fließend und gegenwärtig – ob er nun von „grauer Vorzeit“ oder den Achtzigerjahren erzählt. Insbesondere der mythische Walritt des Kahutia te Rangi spielte sich vor meinem Auge ab wie ein Film – fehlte nicht viel, und ich hätte Gischt auf dem Gesicht gespürt. Die Aussageabsicht ist klar: Die Legenden und Mythen die Ihimaera heraufbeschwört, sind auch für die Achtzigerjahre von Bedeutung, wo Legende und Realität der Erzählung zusammenfließen. Und nicht nur für die Achtziger, wie ich finde!

Wir alle sind Gegenstand eines sich zuspitzenden Diskurses um die nicht mehr nur drohende Klimakatastrophe. Zumindest bei mir begründet der ein Unbehagen in meinem Bezug zu Natur und Umwelt, das negatives Selbstbild einer parasitären Existenz. Das war mir so nicht bewusst, bis ich den Gegenentwurf Ihimaeras las: Hier gibt es – zumindest in Legenden – einen schöpferischen Menschen, der nicht nur von einer paradiesischen Natur willkommen geheißen wird, sondern sie in gewisser Weise erst ermöglicht. Das weckt eine unbestimmte Sehnsucht nach einer anderen Selbstwahrnehmung und einer anderen Rolle in der Welt.

Ihimaeras Whalerider hat mich bewegt, unterhalten und belehrt – und das alles auf nur 158 Seiten. Das Buch ist ein Lehrstück in Sachen dichter Erzählung und erhält von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Ausstattung und Hintergründe

Der Rowohlt-Verlag hat sich bei der Wiederauflage des Titels hinsichtlich der Ausstattung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der Satzspiegel ist zu groß für die Seite und man tut dem Taschenbuch beim Lesen spürbar Gewalt an. Im Text tauchen Worte, Phrasen und Sätze in der Sprache der Maori auf, die zwar in einem Glossar übersetzt werden – aber ich hätte eine Lösung über Fußnoten bevorzugt, weil sie zum einen den Lesefluss weniger stört (Geschmackssache!) und zum andern das Blättern in einem Band mit widerspenstiger Bindung reduziert hätte. Das macht der Verlag bei anderen Taschenbüchern derselben Preisklasse besser.

The Whale Rider erschien ursprünglich 1987 und war 1986 binnen drei Wochen vom Autor niedergeschrieben worden – inspiriert einmal von der Klage seiner jungen Töchter, dass immer nur Jungs die Helden seien, sowie der zur gleichen Zeit statthabenden, außergewöhnlichen Walsichtung im Hudson River in New York City.

Weitere Ausgaben und Medien

Sabine Schulte übersetzte den schmalen Band für die 2003 erschienene deutsche Erstausgabe aus dem Englischen. Neben der deutschen liegen über 20 weitere Übersetzungen der Erzählung vor. Es gibt eine Hörspielproduktion des WDR aus dem Jahr 2005 sowie eine mehrfach ausgezeichnete und für einen Oscar nominierte Verfilmung aus dem Jahr 2002. Der Soundtrack zum Film ist auf Spotify und YouTube zu finden und eignet sich prima, um sich auf die Lektüre einzustimmen!

Ich wurde durch die Aktion „Eine Uni. Ein Buch.“ der JGU Mainz auf Whalerider aufmerksam. Im Sommersemester 2023 veranstaltet meine Alma Mater ein Lesefestival rund um das Buch, zu dem auch eine hybride Ringvorlesung gehört, die alle via Livestream verfolgen können. Regelmäßige Informationen und Updates zur Aktion gibt’s auch via Instagram: @readingthewhalerider.

  • Witi Ihimaera (Autor) | Sabine Schulte (Übersetzerin): Whalerider.
  • Rowohlt Verlag in rowohlt repertoire: Reinbek bei Hamburg 2018.
  • Taschenbuch, Vignetten, 158 Seiten
  • 978-3-688-10933-3
  • 10,00 Euro (D)
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Denise

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Von der #fbm2025 gibt’s nicht viele Fotos, weil Von der #fbm2025 gibt’s nicht viele Fotos, weil ich diesmal sehr drauf fokussiert war, einfach dort zu sein. Liebe Freund*innen, Bekannte und ehemalige Kolleg*innen zu treffen, zu stöbern, das Treiben auf mich wirken zu lassen.

Meine Messegefährt*innen (Auszug):
	- Anreise: @literatur_mit_maximilian 🚆
	- Start und Mittagspause: @c.tarina 🐧🐼🫶
	- Überraschungsbegegnung: @alina.a.e.maurer 👋
	- Ausklang: @backroom_world 🍷🫶

Ich habe mir ein Gespräch mit Carolin Wahl angesehen, weil ich recht ambivalent war, was sie betraf. Well. Ich bin immer noch ambivalent. Ihre Unbedarftheit ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verweigert sie sich recht wirkungsvoll dem Bescheidenheitsgebot, das insbesondere Autorinnen auferlegt wird – lange überfällig, dass hiermit gebrochen wird. *rant on* Andererseits eignet sie sich in »22 Bahnen« ohne jegliches Bewusstsein für die eigenen Privilegien die Realität von Menschen an, die gezwungenermaßen in prekären Umständen leben – und behauptet dann sogar, ihre Darstellung von deren Lebensrealität sei repräsentativ! Sie verkennt damit die Kämpfe, die kodependente Kinder alkoholkranker Eltern ausfechten müssen – ohne dabei akademische Überflieger mit glänzenden beruflichen Aussichten zu sein oder Ausblick auf sozialen Aufstieg zu haben. Wenn man der Härte eines Themas nicht gewachsen ist, dann sollte man es nicht anfassen. *rant off* »Die Assistentin« ist handwerklich weniger sauber als »22 Bahnen«, aber in der inhaltlichen Tiefe deutlich stärker, weil die Autorin aus ihrer eigenen Erfahrung schöpfen kann. 

Danach habe ich mir ein Gespräch mit @letterwaldmainz angesehen, die dieses Jahr ein sehr adrett becovertes Buch über die dunklen Kapitel des goldisch Meenz veröffentlicht hat: »Mainz Makaber«. Das Schätzchen liegt in meinem SuB und ist heute dank der lebhaften und humorvollen Lesung im Ranking der next reads noch einmal deutlich aufgestiegen. (Ich bin WIRKLICH angetan von der Covergestaltung!) Sarah moderiert übrigens auch @die.leselampe.mainz – eine feine Adresse für Autor*innen, die ein Publikum für ihre Texte finden möchten.

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#bookstagramgermany #fbm #buchblog
🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Cormac McCarthy: 🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Cormac McCarthy: Die Straße. 5/5 ★. Erschienen bei Rowohlt. Übersetzt von Nikolaus Stingl (Exemplar selbst erworben). 

Ein Vater und sein Sohn reisen durch die postapokalyptischen, verheerten Überreste der USA. Sie ziehen gen Küste, auf der Suche nach einer Hoffnung, deren Form sie sich über das nackte Überleben hinaus nicht einmal vorstellen können.

Die ganze Welt ist ein aschgrauer Koloss, der – bereits tot – brennend zu Fall geht. Alles, was die beiden Wanderer am Leben hält, entstammt der Vergangenheit, der Zeit vor dem davor. Sie kämpfen nicht nur gegen den allgegenwärtigen Mangel, sondern sind auch immer wieder Menschen ausgeliefert, die ihr Überleben zu Lasten anderer sichern. Farbe kennt die erzählte Welt nur in den Traum- und Erinnerungsfluchten des Vaters. Hier lernt man zu schätzen, wie viel Lebendigkeit in der Schilderung von Lichtspiel und Farbe steckt.

Am allabendlichen Lagerfeuer versucht der Vater, dem nach der Apokalypse geborenen Sohn über die verschärfte Generationenkluft hinweg Kultur und Moral zu vermitteln – er erzählt ihm Gute-Nacht-Geschichten, ordnet das Erlebte ein, teilt Erinnerungen. Er hofft, dass der Junge die „Fackel der menschlichen Zivilisation“ nach seinem Tod weitertragen wird. Das verzweifelte Ringen des Vaters um die eigene menschliche Seele und die seines Sohnes im Angesicht einer höllischen Welt berührt.

Die Reise der beiden wird episodisch erzählt, die Szenen wirken wie lebensgroße Reliefs – da nimmt es nicht Wunder, dass Manu Larcenet zu einer Interpretation in Form einer Graphic Novel inspiriert wurde. McCarthys Sprache ist schnörkellos und kommt ohne jede Redundanz aus – gerade daraus speist sich eine ganz eigene Ästhetik. Sie löst die Welt ultrahoch auf und macht jede Szene greifbar – jeden kurz aufleuchtenden Hoffnungsschimmer, jedes nachtschwarze Grauen.

#cormacmccarthy #diestraße #roman #literatur #dystopie #rezension #buchempfehlung #bookstagramgermany #buchblog
🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Milena Michiko Fl 🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Milena Michiko Flašar: Oben Erde, unten Himmel. 5/5 ☆. Erschienen bei @wagenbach_verlag (Exemplar selbst erworben). 

Flasărs jüngster Roman ist wie schon »Ich nannte ihn Krawatte« ein wilder Ritt in leisen Tönen. Das zentrale Thema ist hier wie da eine versehrende Einsamkeit, die auch in der japanischen Gesellschaft immer weiter um sich greift.

Suzu ist eine einsame Mitläuferin, der es allen Mühen zum Trotz nicht gelingt, mit der Welt Schritt zu halten. Als sie ihren Job verliert und völlig aus dem Rahmen fällt, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als sich endlich in Durchschnittlichkeit auflösen zu können. Reibungslos zu funktionieren. Nirgends anzuecken. Das kann ihr der neue Job als Leichenfundortreinigerin nicht bieten – aber eine neue Perspektive auf sich und die Welt, in der sie lebt.

In »Ich nannte ihn Krawatte« bearbeitet Flasăr das in Japan als »Hikikomori« bezeichnete Phänomen junger Menschen, die sich freiwillig über Monate und Jahre hinweg in ihren Zimmern oder Wohnungen vor Familie und Gesellschaft verschließen. Mit »Oben Erde, unten Himmel« nimmt sie den »Kodakushi« in den Blick – den einsamen Tod vor allem älterer, sozial isolierter Menschen. In gewisser Weise stellt die Autorin mit der Protagonistin Suzu aber auch eine dritte Art der gesellschaftlichen Einsamkeit vor – eine Art inneren Hikikomori: Sonderlinge, psychisch erkrankte und neurodivergente Menschen, die sich im Bemühen, sich der Gesellschaft anzupassen, bis zur Unkenntlichkeit maskieren und in der Folge die Verbindung zu sich selbst und anderen Menschen verlieren.

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🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Salman Rushdie: V 🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Salman Rushdie: Victory City. Erschienen bei Random House (Exemplar selbst erworben). 5/5★

»Victory City« ist eine wortwörtlich episch zelebrierte Liebeserklärung ans Geschichtenerzählen, die dem Leser zwar einiges abverlangt, aber auch einiges zurückgibt.

Indien im 14. Jahrhundert: Die kleine Pampa Kampana muss mitansehen, wie ihre Mutter und die anderen Frauen ihres Dorfes den Feuertod suchen und finden. Das traumatisierte Mädchen wird von der Göttin, deren Namen sie trägt, in Besitz genommen und erwirbt übernatürliche Kräfte – mit denen Sie eine Stadt ins Leben flüstert. Über 250 Jahre hinweg wird sie den Aufstieg und Fall Bisnagas begleiten.

Rushdies fiktionaler Gründungsmythos lehnt sich zwar locker an die Geschichte der historischen Stadt Vijayanagar an, nimmt sich aber einige kreative Freiheiten heraus. Die sicherlich wichtigste ist die Hauptfigur Pampa Kampana selbst: Eine mit Macht ausgestattete Frau im mittelalterlichen Indien. 

Der Autor stattet Pampa Kampana zwar mit göttlichen Kräften, aber nicht mit göttlicher Unfehlbarkeit aus. Die Heldin der Geschichte ist entwaffnend bigott und pflegt ein vergnügliches, naturnahes Verständnis des Menschen. Durchaus geblendet vom eigenen Idealismus und Sendungsbewusstsein überfordert sie vor allem ihre männlichen Subjekte gerne mit geistiger wie körperlicher Freizügigkeit. »Typisch« weibliches Fingerspitzengefühl ist ihr fremd. Pampa ist nicht nur eine ermächtigte Frau im mittelalterlichen Indien – sie ist auch eine machtbewusste Frau. Sie ist aber vor allen Dingen eine Frau – und will es sein.

Pampas Widersacher ist das Patriarchat – verkörpert vor allem in ihren Ehemännern, Söhnen und Geistlichen. Der Roman erschien 2023, zeigt aber ein Problem auf, das Frauen insbesondere seit November 2024 beschäftigt: Die Ermächtigung von Frauen begegnet nicht einmal dann männlichem Wohlwollen, wenn sie Erfolg hat und/oder verspricht, von dem auch Männer profitieren könnten. Im Gegenteil: Weiblicher Erfolg löst einen vehementen Backlash aus.

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Sollte mal ein Book-Journal werden – jetzt ist e Sollte mal ein Book-Journal werden – jetzt ist es ein Notizlesezeichen ✍️✨️. Passt besser zu meinem Lesen. Dual use:
1.) Soll mir helfen, schon beim Lesen die Rezi vorzubereiten.
2.) Soll meinen Blick fürs Schreiben schulen.

Gestaltet in Canva.
Gedruckt als DIN-A4-Abreißblock.

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🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Steffen Kopetzky: 🆁︎🅴︎🆉︎🅸︎ ➲ Steffen Kopetzky: Propaganda. 5/5☆. Erschienen bei Rowohlt (Exemplar selbst erworben).

Meine Damen und Herren – zwirbelt die (aufgeklebten) Schnurrbärte, stopft die Tabakpfeifen und gießt euch ein Glas Whiskey ein, denn dieses Buch ist wie ein Abend im Gentleman's Club: Hier gibt's ein überraschend harmonisches Nebeneinander von Reminiszenz, politischem Diskurs, Gesellschaftskritik, Militärgeschichte und historischem Portrait.

In der Rahmenerzählung folgen wir dem US-amerikanischen Weltkriegsveteran John Glueck, der sich in den 70er Jahren erst aus rätselhaften Gründen einbuchten lässt und dann aus ebenso rätselhaften Gründen ins Visier der Strafverfolger gerät. Die Binnenerzählung (die den größten Raum einnimmt) besteht aus den Memoiren von John Glueck, die er während der selbstgewählten Haft verfasst. Beide Ebenen laufen auf die Lösung der rätselhaften Umstände zu.

Die Rahmenhandlung hat Merkmale eines Kriminalromans und die davon eingeklammerte Autobiographie des Erzählers die Atmosphäre eines klassischen Abenteuerromans. Bemerkenswert ist das für einen solchen Genre-Mix untypische, betont langsame Erzähltempo: Die platzierten Spannungselemente entfalten sich geradezu gemächlich –, was ihrer Wirkung hingegen keinen Abbruch tut!

Der besondere Reiz des Buches liegt eben nicht in der Spannung, sondern in der schillernden Vielfalt, die es bietet. Es ist erstaunlich, wie elegant die Erzählung zwischen den verschiedenen Zeitebenen und Erfählformen oszilliert. Das dadurch entstehende Gesamtbild findet sich mühelos zusammen und wirkt geradezu organisch gewachsen.

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